Musikalischer Salon im Palais Lichtenau
Trennung und Heimkehr: Der feiertägliche Konzertnachmittag des Streichquartetts der KAP bietet Emotionen pur. Vom nervenzerreißenden Ehedrama in Leoš Janáčeks 1. Streichquartett, inspiriert von Tolstois Novelle „Die Kreutzersonate“, bis hin zu Antonín Dvořáks letztem Streichquartett, das noch in Amerika entstand. Als engagierter Panslawist hegte Janáček große Zuneigung zur russischen Kultur und hatte bereits 1908 aus Anlass der Tolstoi-Feiern in Brno ein Klaviertrio komponiert, das von Tolstois Erzählung inspiriert wurde. Dieses inzwischen verschollene Werk bildet die Basis für das vierzehn Jahre später entstandene Streichquartett op. 1, das Janáček mit großem Elan in nur einer Woche im Oktober 1923 niederschrieb. Während Tolstois hochmoralische Erzählung um eine Ehefrau kreist, die mit ihrem Musikpartner, mit dem sie Beethovens berühmte gleichnamige Sonate für Violine und Klavier spielt, angeblich fremdgeht und dafür von ihrem Mann ermordet wird, stellt Janáček die Frau als Leidende ins Zentrum: „Ich dachte an eine arme Frau, gequält, geprügelt, zu Tode gepeinigt“, schrieb er im Oktober 1924 an Kamila Stösslova. So entstand ein Streichquartett, dessen Musik „alle Stadien der Emotionen von der rastlosen Suche über den Schmerzensschrei bis zur tödlichen Verzweiflung im Finale durchläuft“ (Max Brod) – in einer abrupten, erregten Musiksprache, die an den versprachlichten Operngesang von Janáček erinnert. Anders als Janáček, der zwar Klavier spielte, aber kein Streichinstrument beherrschte, kultivierte Dvořák während seiner gesamten musikalischen Laufbahn die Kammermusik. Als ausgebildeter Geiger, der seinen Lebensunterhalt einige Jahre als Bratschist in Prager Orchestern verdiente und gern mit befreundeten Musikern im privaten Kreis spielte, besaß er ein großes Gespür für die vielfältigen Klangfarben und Formen der Kammermusik. Im Finalsatz seines Streichquartetts Nr. 14, das Anfang 1895 noch in New York Form annahm, wird eine Vielfalt von melodischen Ideen mit der charakteristischen Rhythmik der Polka kombiniert und schließlich in einem rauschhaften Tanzwirbel aufgelöst. Es scheint, als ob die inspirierte Fülle von kantablen und tänzerischen Themen und Motiven in diesem letzten Streichquartett und Kammermusikwerk von Dvořák die glücklichen Gefühle über die Rückkehr in die geliebte böhmische Heimat spiegeln wollen.
Johann Sebastian Bach
„Die Kunst der Fuge“ (Auszüge)
Leoš Janácek
Streichquartett Nr. 1 „Kreutzersonate“
Antonín Dvorák
Streichquartett Nr. 14 As-Dur
Meesun Hong-Coleman Violine
Maia Cabeza Violine
Christoph Starke Viola
Vashti Hunter Violoncello
Tickets Können Sie an der Abendkasse erwerben.
Lesen Sie vorab das Programmheft zum Konzert.