François Leleux
Künstlerischer Leiter seit der Saison 2025.26
Dirigent und Oboist in Personalunion
Der Dirigent und Oboist François Leleux ist für seine unbändige Energie, seine Leidenschaft und seine musikalische Klarheit bekannt. Seit der Saison 2025.26 ist er Künstlerischer Leiter der Kammerakademie Potsdam.
Zuletzt war er künstlerischer Partner der Camerata Salzburg, Artist-in Association beim Orchestre de Chambre de Paris und hat als Artist-in-Residence mit Orchestern wie dem hr-Sinfonieorchester, dem Orchestre Philharmonique de Strasbourg und dem Orquesta Sinfónica de Tenerife zusammengearbeitet. Zu den Höhepunkten der Saison 2025.26 zählen Gastauftritte mit den Bamberger Symphonikern, der Dresdner Philharmonie, dem City of Birmingham Symphony Orchestra, dem Stavanger Symphony Orchestra, dem National Taiwan Symphony Orchestra, dem Staatsorchester Hamburg und dem Orchestre Métropolitain de Montréal.
Als Oboist trat Leleux mit Orchestern wie dem New York Philharmonic, dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, dem Royal Stockholm Philharmonic, dem Budapest Festival Orchestra sowie den Sinfonieorchestern des SWR, des Schwedischen Rundfunks und des NHK Japan auf. Als engagierter Kammermusiker konzertiert er regelmäßig weltweit mit seinen langjährigen Rezitalpartner*innen Lisa Batiashvili, Eric Le Sage und Emmanuel Strosser sowie mit seinem renommierten Holzbläser-Sextett Les Vents Français.
Leleux engagiert sich für die Erweiterung des Oboen-Repertoires und hat neue Werke bei Komponisten wie Nicolas Bacri, Michael Jarrell, Giya Kancheli und Gilles Silvestrini in Auftrag gegeben. Außerdem brachte er Thierry Escaichs Doppelkonzert für Violine und Oboe mit seiner Frau Lisa Batiashvili mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester und der New York Philharmonic zur Uraufführung.
Seine Aufnahmen umfassen “Bienvenue en France” (Warner Classics), Bizets Carmen und Gounods Erste Symphonie (Linn) sowie die preisgekrönten Alben mit Werken von Hummel und Haydn.
Francois Leleux ist Professor an der Hochschule für Musik und Theater München.
Konzerte mit François Leleux
François Leleux im Gespräch mit Adriana Kussmaul
Wie würdest du die KAP in drei Worten beschreiben?
Neugierig, hochqualitativ, abenteuerlich.
… wie Potsdam?
Gemütlich, geschichtsträchtig, vorbildhaft.
… und wie dich selbst?
Energievoll, fantasievoll, menschlich.
Ab dieser Saison bist du unser neuer Künstlerischer Leiter: Was sind deine Pläne mit der KAP?
Mein Plan ist es, viel Neues auszuprobieren. Die ganze (Musik-)Welt soll nach Potsdam und auf die KAP schauen, weil wir hier sehr besondere und ungewöhnliche Inhalte präsentieren. In der ersten Saison steht dabei der Geist von Haydn im Mittelpunkt, dessen Musik gleichermaßen spontan, vielseitig und humorvoll ist. Und auch für die darauffolgende Saison gibt es schon viele schöne und spannende Pläne.
Du hast einmal gesagt, die KAP soll ein „Laboratorium“ sein …
Der Begriff „Laboratorium“ soll verdeutlichen, wie experimertierfreudig wir sind, und dass wir hier etwas umsetzen wollen, was andere sich vielleicht (noch) nicht trauen. Ich gehe auch davon aus, dass einige Versuche nicht gleich erfolgreich sein werden, aber um das herauszufinden, brauche ich ein „Laboratorium“ und ein Team, ein Orchester, das mitmacht und abenteuerlustig ist.
Du bist nicht nur Dirigent, sondern auch Oboist. Denkst du, das macht einen Unterschied in der Zusammenarbeit mit dem Orchester?
Dass ich selbst Oboe spiele, ist wie ein Zauberschlüssel, weil wir somit alle im gleichen Boot sitzen. Es ist nicht einfach, einen schönen Ton zu kreieren und ich selbst weiß, wie herausfordernd das sein kann. Luciano Pavarotti sagte einmal, dass man zehn Jahre bräuchte, um ein hohes „f“ schön zu singen. Auch wenn ich dirigiere, fühle ich mich immer als Teil des Orchesters, als Teil des Gesamtklangs und nicht als „Chef“ oder als „Leiter“, vielleicht auch, da ich früher selbst im Orchester gespielt habe.
Warum hat es Joseph Haydn in den programmatischen Mittelpunkt deiner ersten Saison geschafft?
Besonders der Geist von Haydn, der in jeder Sinfonie deutlich zu hören und zu spüren ist, fasziniert mich sehr. Jede Sinfonie erzählt eine eigene, spannende Geschichte. Wenn man den Geist von Haydn trifft und ihn versteht, so wie die Kammerakademie es tut, dann ist das mitunter die schönste und spannendste Musik, die es gibt.
Was verbindet dich mit den Gästen, die du im kommenden Jahr eingeladen hast?
Carolyn Sampson ist eine große Sängerin, sie singt einfach fantastisch. „Herminie“ von Hector Berlioz habe ich bereits mit ihr aufgeführt und mir sehr gewünscht, dieses wunderbare Stück auch bei unserer Saisoneröffnung zu machen. Die Zusammenarbeit mit meiner Frau Lisa Batiashvili ist für mich eine doppelte Liebeserklärung – privat und musikalisch. Natürlich bin ich nicht der Einzige, der sie als Geigerin bewundert, aber ich bin quasi so etwas wie der Präsident ihres Fanclubs. Giorgi Gigashvili ist ein großes Talent und ich bin mir sicher, dass er einer der prägendsten Pianisten der nächsten Jahrzehnte wird – er ist ein Phänomen. Es ist für mich auch wichtig, junge Talente in Potsdam vorzustellen. Mit Rolando Villazón bin ich schon lange befreundet und fasziniert von seinem vielseitigen Können – wie er singt, wie er als Mensch ist, und wie er es bei Konzerten immer wieder schafft, das ganze Publikum mitzunehmen und zu umarmen. Alle diese Künstler*innen verbindet, dass sie einfach genial sind.
Im Dezember spielen wir ein besonderes Werk, nämlich die erste Sinfonie von Tsotne Zedginidze. Wie bist du auf diesen jungen, georgischen Komponisten aufmerksam geworden?
Tsotne kenne ich durch meinen Freund Nikoloz Rachveli aus Georgien, der selbst ein großartiger Komponist und Dirigent ist. Er sagte damals zu uns: „Ihr müsst euch diesen neunjährigen Jungen anschauen – er ist ein Wunder, so etwas habe ich noch nie gesehen.“ Als ich Tsotne das erste Mal gehört habe, war ich schockiert und konnte nicht glauben, wie viel Talent in so einem kleinen Jungen stecken kann. Meine Frau hat dann unter anderem wegen ihm eine Stiftung gegründet, die „Lisa Batiashvili Foundation“, mit der sie sich für die Förderung hochbegabter, junger georgischer Musiker*innen einsetzt. Für mich ist Tsotne ein Versprechen an die Zukunft der klassischen Musik, und ich freue mich sehr, dass wir in Potsdam die Deutsche Erstaufführung seiner ersten Sinfonie präsentieren dürfen.
Welchen Stellenwert hat die zeitgenössische Musik für dich?
Das ist für mich ein sehr wichtiges Thema, weil wir musikalisch auch in die Zukunft blicken müssen – zeitgenössische Musik ist sehr inspirierend und spannend. Die Werke von Nicolas Bacri in der Saisoneröffnung, die Musik von Gilles Silvestrini im September, die Deutsche Erstaufführung von Tsotne Zedginidzes Sinfonie im Dezember und auch die Zusammenarbeit mit Giorgi Gigashvili im Februar sind für mich ganz besondere Momente in der kommenden Saison. Man braucht ein bisschen Salz im Leben – und die Neue Musik ist die Würze in diesen Programmen.
Unser Saisonmotto lautet „Bewegung“. Was verbindest du damit?
Bewegung heißt Leben, denn erst die Bewegung macht die Musik lebendig. Bewegung heißt auch, neue Horizonte zu entdecken und nach vorne zu blicken. Auch die KAP ist stets in Bewegung und momentan natürlich besonders. Die meisterhafte Arbeit der letzten Jahre von Antonello Manacorda wird immer mitklingen und ich möchte das weiterführen, ja weiterbewegen.
Die KAP versteht sich als einen Teil der Potsdamer Gesellschaft. Wie kann die weitere gesellschaftliche Teilhabe des Orchesters in der Stadt aussehen?
Die KAP ist schon sehr gut in Potsdam vernetzt und doch habe ich noch viele Ideen, wie wir die Sichtbarkeit in unserer Stadt erhöhen können. Ich möchte dem Potsdamer Publikum auch etwas zurückgeben und plane deshalb etwas Besonderes – mehr dazu aber bald!
Besteht darin für dich auch der Reiz, den Konzertsaal mal zu verlassen?
Unsere Musik hat keine Grenzen, wir sind quasi immer in Bewegung. Es ist wunderbar, wenn wir die Musik in die Welt hinaustragen dürfen, nicht nur auf Tourneen, sondern auch in Potsdam. Natürlich können wir nicht überall spielen, die Umstände müssen passen, jedoch muss das Konzertformat auch weiter- oder neugedacht werden, um Menschen aller Altersgruppen für klassische Musik zu begeistern.
Wenn die KAP als ein Schmuckstück der Stadt bezeichnet wird, welches Schmuckstück hast du dabei konkret vor Augen?
Einen Chevalierring, einen Ritterring, mit einem wunderschönen, blauen Saphir.