Sinfoniekonzert:
Eine musikalische Verbeugung vor dem Theater

11. Mai 2022

Bühne frei: In unserem Sinfoniekonzert am kommenden Samstag verneigen wir uns auf musikalische Weise vor dem Theater. Mit auf der Bühne stehen der US-amerikanische Dirigent Joshua Weilerstein und der chinesische Violinist Ning Feng, die beide ihr KAP-Debüt geben.

Sinfoniekonzert – Theatralisch: Samstag, 14.05.2022, 19.30 Uhr im Nikolaisaal
Um 18.45 Uhr findet eine Konzerteinführung mit unserer Dramaturgin Adriana Kussmaul statt.

Musikalische Verbeugungen

Wir eröffnen den Abend Gioachino Rossinis Ouvertüre zu der wirren Verwechslungskomödie „Il Signor Bruschino“. Der italienische Komponist feierte mit 18 Jahren sein Operndebüt. Nur wenig später entstand die Schauspielmusik zu “Il Signor Bruschino”. Hier setzte er die Verwechslungen, die die Handlung der Oper bestimmen, auch formal um. Unter anderem mit imitierten Klopfgeräuschen der zweiten Violinen sorgte das Werk bei der Uraufführung für Furore.

Es folgt der Auftritt des Solisten „in Form einer Gesangsszene“: Ning Feng zeichnet in Louis Spohrs Violinkonzert Nr. 8 eine italienische Operngesangsszene mit Rezitativ, Cantabile und brillantem Finale nach. Dieses Werk wird eher selten gespielt – wir sind gespannt, wie es Ihnen gefällt. Spohr komponierte es zum Eigengebrauch und offenbart hier seine humanistische Gesinnung: Musik verstand er als Sprache, Aufführungen als Kommunikation. So spricht die Geige hier quasi wie Gesang zum Publikum.

Musikalische Kommunikation: Anna Clyne und Joseph Haydn

Im zweiten Teil des Konzerts findet die musikalische Kommunikation nicht nur zwischen Musiker*innen und Publikum, zwischen Konzert und Theater statt. Die musikalische Verbeugung vor dem Theater wird ergänzt durch die Kommunikation zwischen den Werken – über die Jahrhunderte hinweg. Die zeitgenössische Komponistin Anna Clyne nutzte für ihr 2019 entstandenes Werk „Sound and Fury“ zwei Inspirationsquellen: Bereits der Titel ist ein Zitat aus dem letzten Monolog in Shakespeares „Macbeth“. Außerdem setzte sie sich in der Vorbereitung intensiv mit Joseph Haydns Sinfonie Nr. 60 auseinander, die dieser ursprünglich als Schauspielmusik komponierte.

1774 schrieb Haydn die Musik für die Komödie „Il distratto“. Die sechs Sätze Sinfonie entsprechen einer Ouvertüre, vier Zwischenaktmusiken und einem Finale. Grundmotive des Theaterstücks griff Haydn musikalisch auf und weckte Assoziationen an Figuren und Momente der Handlung. Mit starken Kontrasten, abrupten Wechseln und Unterbrechungen stellte er musikalische Bezüge zur titelgebenden Zerstreutheit der Hauptfigur her.

Anna Clyne fertigte zunächst Notizen zu rhythmischen Gesten, melodischen Ideen und harmonischen Verbindungen bei Haydn an. Ihre Komposition folgt einem ähnlichen Entwicklungsverlauf. Jeder der sechs Abschnitte bezieht sich musikalisch auf den entsprechenden Satz Haydns. Darüber hinaus weckt Clyne beispielsweise mit flirrenden, treibenden Streicherfiguren, mit düsteren und unheimlichen Klangflächen oder verzerrten Fanfaren Assoziationen an die Handlung des Shakespearschen Dramas.

Sinfoniekonzert – Theatralisch: Samstag, 14.05.2022, 19.30 Uhr im Nikolaisaal
Um 18.45 Uhr findet eine Konzerteinführung mit unserer Dramaturgin Adriana Kussmaul statt.